(Presse-)Mitteilung

Rechenschafts- und Publizitätspflichten für Unternehmen sind ein wesentlicher erster Schritt, damit Unternehmen die mit ihrer Geschäftstätigkeit verbundenen weltweiten Auswirkungen auf Menschen und Umwelt erheben, darüber berichten und ggf. aufzeigen, was sie unternehmen, um negative Auswirkungen zu reduzieren. Ohne derartige Daten sind zudem am Unternehmen Interessierte (Verbraucher*innen, Investor*innen, NGOs, Politik, Beschäftigte, das öffentliche Beschaffungswesen) nicht in der Lage, ihre Entscheidungen im Sinne sozialer und ökologischer Zielsetzungen zu optimieren. Die Berichtspflichten haben bei uns aber mit den wachsenden gesellschaftlichen Auswirkungen von unternehmerischen Aktivitäten bei weitem nicht Schritt gehalten. Zwar bestehen für Großunternehmen Pflichten zur Veröffentlichung von Bilanzdaten, aber erst mit der Umsetzung einer entsprechenden EU-Richtlinie in ein deutsches Gesetz im März 2017 wurden erste Ansätze zur verbindlichen Publikation von Informationen eingeführt, die eine Abschätzung ihrer sozialen und ökologischen Leistungen bzw. Risiken erlaubt. Erste Berichte müssen im Jahr 2018 vorgelegt werden. Die Umsetzung der EU-Richtlinie durch die Bundesregierung erfolgte jedoch so restriktiv, dass nur 550 und damit ein Bruchteil der großen deutschen Unternehmen erfasst werden, keine inhaltliche Überprüfung vorgesehen ist und die Vergleichbarkeit der Berichte nicht gewährleistet wird. Zudem bleibt abzuwarten, ob die Unternehmen auch über ihre Umwelt- und Menschenrechtsrisiken berichten, wenn sie nicht unmittelbar geschäftsrelevant sind. Das Umsetzungsgesetz ist hier nicht eindeutig. Viele Themen aber,  wie  z. B. der Umgang  mit Menschenrechten, können eine große gesellschaftliche Bedeutung haben, ohne zunächst die Geschäftsentwicklung zu beeinflussen. Die Bundesregierung ist daher dringend aufgefordert, nach einer Analyse der ersten Berichte Lücken zu identifizieren und Berichtspflichten für Unternehmen umfassend einzuführen. Zusammen mit unseren europäischen Partnerorganisationen und dem europäischen Netzwerk für Unternehmensverantwortung, ECCJ, werden wir uns weiter für verbindliche und aussagekräftige Berichtspflichten für Großunternehmen einsetzen.