Transparenzpflichten

Rechenschafts- und Publizitätspflichten für Unternehmen sind ein wesentlicher erster Schritt, damit Unternehmen die mit ihrer Geschäftstätigkeit verbundenen weltweiten Auswirkungen auf Menschen und Umwelt erheben, darüber berichten und ggf. aufzeigen, was sie unternehmen, um negative Auswirkungen zu reduzieren. Ohne derartige Daten sind zudem am Unternehmen Interessierte (Verbraucher*innen, Investor*innen, NGOs, Politik, Beschäftigte, das öffentliche Beschaffungswesen) nicht in der Lage, ihre Entscheidungen im Sinne sozialer und ökologischer Zielsetzungen zu optimieren.

Berichtspflichten bestehen bisher aber nur rudimentär: zwar müssen Großunternehmen Bilanzdaten veröffentlichen, aber erst mit der Umsetzung einer entsprechenden EU-Richtlinie in ein deutsches Gesetz im März 2017 wurden erste Ansätze zur verbindlichen Publikation von menschenrechtlichen, sozialen und umweltbezogenen Informationen eingeführt. Erste Berichte mussten im Jahr 2018 vorgelegt werden. Die Umsetzung der EU-Richtlinie durch die Bundesregierung erfolgte jedoch so restriktiv, dass nur 550 und damit ein Bruchteil der großen deutschen Unternehmen erfasst werden, keine inhaltliche Überprüfung vorgesehen ist und die Vergleichbarkeit der Berichte nicht gewährleistet wird. Zudem ist unklar, ob die Unternehmen auch über ihre Umwelt- und Menschenrechtsrisiken berichten müssen, wenn sie nicht unmittelbar geschäftsrelevant sind.

Verschiedene Berichte, u. a. der European Coaltion for Corporate Justice (ECCJ), zeigen, dass die von Unternehmen vorgelegten Berichte nicht aussagekräftig genug sind, um die Nachhaltigkeitsrisiken von Unternehmen und die von ihnen ergriffenen Maßnahmen, um diesen Risiken zu begegnen, beurteilen zu können.

Derzeit arbeitet die EU-Kommission an einer Überarbeitung der Richtlinien über nicht-finanzielle Berichterstattung. Im Mai/Juni 2020 führte sie dazu eine Konsultation durch, an der CorA sich beteiligt hat, und legte am 21.4.2021 den Vorschlag für eine neue Richtlinie zur nachhaltigkeitsbezogenen Unternehmensberichterstattung (Corporate Sustainability Reporting Directive – CSRD) vor.

Um inbesondere die Berichterstattung über Menschenrechte und Wertschöpfungsketten zu verbessern, hat die Alliance for Corporate Transparency (ACT) in einem Positionspapier, an dem auch CorA mitgearbeitet hat, wichtige Indikatoren beschrieben, die als erste Schritte für mehr Transparenz über die Menschenrechtssituatiuon in Lieferketten sorgen können. Zusammen mit ACT und dem europäischen Netzwerk für Unternehmensverantwortung, ECCJ, setzen wir uns für verbindliche und aussagekräftige Berichtspflichten für Großunternehmen ein.

Mit der Richtlinie zur nachhaltigkeitsbezogenen Unternehmensberichterstattung (Corporate Sustainability Reporting Directive – CSRD), die am 5.1.2023 in Kraft getreten ist, hat die EU die Zahl der Unternehmen, die berichten müssen, deutlich erhöht: EU-weit müssen nun ca. 50.000 Unternehmen einen Bericht veröffentlichen, erstmalig im Jahr 2025. Die genauen Standards für diese Berichte werden derzeit von der EU entwickelt. Die Expert*innenkommission EFRAG hat im November 2022 einen Vorschlag dafür vorgestellt, der nun von den EU-Gremien diskutiert und abgestimmt wird.

EU-Standards für Nachhaltigkeitsberichterstattung: Kommission schwächt Expertenvorschlag ab

Mit der Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen (CSRD), die am 5.1.2023 in Kraft getreten ist, hat die EU die Regeln gestärkt, nach denen große Unternehmen soziale und umweltbezogene Informationen veröffentlichen müssen – […]

Leitlinien der EU-Kommission

CorA begrüßt neue Leitlinien der EU-Kommission als ersten Schritt hin zu einer einheitlicheren Berichterstattung über nichtfinanzielle Themen, wie die Achtung der Menschenrechte und Arbeitnehmer- und Umweltbelange. Die Kommission empfiehlt zwar weiterhin kein bestimmtes Berichtsrahmenwerk für alle Unternehmen, was den Vergleich der Informationen für die Stakeholder-/innen erleichtern würde. Sie führt aber Beispiele für relevante Aspekte innerhalb der Themen und mögliche Kennzahlen an und thematisiert auch Themen wie Konfliktmineralien und Lieferkettenprobleme. Und sie bestätigt, dass nicht nur über die Risiken berichtet werden muss, die für das Unternehmen bestehen oder entstehen könnten, sondern über die Risiken für die Menschen und die Umwelt. Hier finden Sie eine ausführliche Bewertung unseres Dachverbands ECCJ zusammen mit AI und WWF.

Video zur nicht-finanziellen Berichterstattung

Ein Video der European Coalition for Corporate Justice erklärt, wie nicht-finanzielle Berichterstattung die Unternehmensverantwortung verbessern kann.

Gesetz zur Stärkung der nichtfinanziellen Berichterstattung von Unternehmen

Heute verabschiedet der Bundestag ein Gesetz zur Stärkung der nichtfinanziellen Berichterstattung von Unternehmen. Damit setzt die Bundesregierung die so genannte CSR-Richtlinie der EU mit mehrmonatiger Verspätung um. In einer Pressemitteilung kritisiert das CorA-Netzwerk die erheblichen Schwächen des Gesetzes und fordert eine Änderung des Hemmschuhs „Bürokratiebremse“.

Stellungnahme zum Referentenentwurf zur Umsetzung der EU-CSR-Richtlinie

Herunterladen (pdf): CorA_Stellungnahme Referentenentwurf CSR-Richtlinie_2016-04
Mit einer Stellungnahme weist das CorA-Netzwerk darauf hin, dass der Referentenentwurf des Bundesministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz zur Umsetzung der EU-Richtlinie 2014/95/EU über die Stärkung der nichtfinanziellen Berichterstattung von Unternehmen (sog. […]

 Kernforderungen […] für eine effektive Umsetzung der EU CSR-Richtlinie

In dem Positionspapier Kernforderungen und Argumente der Zivilgesellschaft für eine effektive Umsetzung der EU CSR-Richtlinie 2014/95 in Deutschland stellen mehrere CorA-Träger- und Partnerorganisationen zentrale Anforderungen an die Umsetzung der CSR-Richtlinien in Deutschland dar.

CorA-Briefing Paper „Transparenz jetzt!

Das CorA-Briefing Paper „Transparenz jetzt!“ legt Anforderungen an die deutsche Umsetzung der EU-Richtlinie zur Offenlegung von nichtfinanziellen Informationen durch Unternehmen dar (aktualisierte Fassung des Briefings vom Dezember 2014).